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Frank S. Becker: Sie kamen bis Konstantinopel

Im 7. Jahrhundert steht die Welt auf der Schneide. Mit der Geburt und dem stetigen Wachstum des Islam wird das alte römische Kaiserreich vor eine seiner größten Prüfungen gestellt: Kann es die sarazenischen Attacken zurückschlagen und somit die westliche Tradition verteidigen, oder wird auch Europa von den Jüngern des Propheten Mohammed erobert und bekehrt? In dieser Zeit leben der irische Wandermönch Patricius, die aus gutem Hause stammende Pelagia, und der junge Daud Ibn Hassan, welcher vom einfachen Hirtenjungen zu einem großen Heerführer in der Flotte des Kalifen aufgestiegen ist.
Drei persönliche Schicksale erzählt Autor Frank S. Becker, drei scheinbar unvereinbare Hintergründe, die doch miteinander verwoben sind, und im Gesamten wiederum die Entwicklung der damaligen Zeit beschreiben, bis hin zur entscheidenden Schlacht zwischen Christenreich und islamischen Kriegerscharen um die Kaiserstadt Konstantinopel.

Inspiriert von zahlreichen historisch belegten Fakten, aber auch von mancher Sage (wie z.B. der um das Monster von Loch Ness), erschafft der Autor in Sie kamen bis Konstantinopel eine anschauliche Beschreibung der Historie und Lebensumstände des 7. Jahrhunderts nach Christus. Die fiktiven Hauptpersonen werden in eine zusammenhängende Gesamtgeschichte verstrickt, welche sie auf eine Reise quer durch Europa, Nordafrika und den "Nahen Osten" führt. Sie begegnen hierbei Menschen, deren Existenz historisch belegt ist, besuchen die großen Städte und Orte ihrer Zeit, welche der Autor nach zeitgenössischen Beschreibungen aufleben lässt. Nahezu allen Ereignissen in Sie kamen bis Konstantinopel liegen Fakten zugrunde, in den Anhängen bietet Frank S. Becker eine schöne Übersicht über die Quellen und Geschichten, die ihn inspiriert haben und so die Grundlage des Buches bilden.
Dabei ist es faszinierend zu beobachten, wie überzeugend und real wirkende Charaktere zum Bindeglied zwischen all diesen - ursprünglich lediglich auf der zeitlichen Basis verknüpften - Faktoren werden. Becker beweist ein wunderbares Gespür für die Epoche die er beschreibt. Gerade dieses Jahrhundert, zu dem Quellen sehr rar sind und oftmals auf der einseitigen Sichtweise des Klerus beruhen, fühlt sich in seinem Buch greifbar und lebendig an. Niemals hat man das Gefühl, der Autor würde eine Fantasiewelt erschaffen, stattdessen veranschaulicht Sie kamen bis Konstantinopel auf lebendige Art und Weise, wie wir uns das Leben im frühen Mittelalter vorstellen können, und bietet immer wieder Einblicke mit einem überzeugend nachvollziehbaren Hintergrund.
Nur manchmal fühlt sich das Buch ein wenig zäh an. So wird die Jugend des Kirchenmannes Padraich (später Patricius) sehr spannend und detailliert beschrieben, während dann gerade bei Pelagias Anteil der Geschichte oftmals ein unnötiger Zeitraffer und schwer nachvollziehbare Höhen und Tiefen im gefühlten Stakatto auf den Leser einprasseln. Solche kleineren Dramaturgie-Probleme trüben aber in keinster Weise das literarische Erlebnis, welches vor allem durch die eben benannte Nähe zu geschichtlichen Ereignissen immer wieder Appetit aufs Weiterlesen macht.

Sie kamen bis Konstantinopel überzeugt in seiner Intention als "Historienroman" auf ganzer Länge. Einsteigern in das Genre seien das Glossar und vor allem die im Anhang auffindbaren "Geografischen Bezeichnungen" ans Herz gelegt, um den Bezug zu den einzelnen Schauplätzen herstellen zu können. Mancher Städtename zum Beispiel ist zwar im Buch historisch Akkurat verwendet, fürs wirkliche Miterleben der Geschichte ist es aber noch um einiges ansprechender, wenn man denn wahrnimmt, daß viele der vorkommenden Ortschaften auch heute noch existieren, und man manchen gar selbst schon besucht hat.
Wer also Geschichte, und insbesondere das frühe Mittelalter, mal auf spannende und erzählerische Weise erleben will, statt aus trockenen, schulbuchartigen Texten, wird bei diesem Roman aus dem Hause Verlag Philipp von Zabern einige gelungene Möglichkeit finden, Bildung und Unterhaltung für einige Stunden miteinander zu vereinen.

Über den Autor

(zitiert aus dem Bucheinband)
"Frank S. Becker, Jahrgang 1952, promovierter Physiker, war schon früh von der Römerzeit fasziniert. Seit über drei Jahrzehnten reist er auf den Spuren der Antike durch Europa und den Mittelmeerraum. 2004 erschien der erste seiner sorgfältig recherchierten historischen Romane, "Der Abend des Adlers", 2007 folgte "Der Preis des Purpurs". Der Autor war lange Zeit Sprecher von Quo Vadis, dem Autorenkreis Historischer Roman. Sein zunehmendes Interesse an der Begegnung zwischen europäischem und islamischem Mittelalter gipfelt nun im Roman "Sie kamen bis Konstantinopel". Becker lebt in München."

Autor: Frank S. Becker
Seiten: 381
Ausgabe: Gebunden
Verlag: Philipp von Zabern (www.zabern.de)
Veröffentlichung: 2009

Cover

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12/07/09 by Otti

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