Harry Potter: Harry Potter und der Orden des Phönix

Als ich am Nachmittag des 09. Juli 2007 per Anruf eine Einladung zur Vorprämiere zum 5. Teil der Fantasy-Saga um Harry Potter erhielt, sprang ich trotz Fieber sofort aus dem Bett, um ausnahmsweise pünktlich am Treffpunkt zu sein. Jedoch begann der Abend ziemlich schräg und ich dachte, ich sei am Bundestag und nicht im Kino, als ich die vielen Securities sah. Zusammen mit meiner Begleitung kämpfte ich mich die Treppe zum Kinosaal hinauf, wo die Schlange schon zu stauen begann. Ich fragte mich, wieso man ansteht, wenn man doch eine Platzkarte hat, und die Antwort lies nicht lange auf sich warten.
Oben angekommen mussten alle am Eingang ihre Handtaschen, Jacken & vor allem Handys abgeben. Das ist zwar beim Kinobesuch nicht üblich, aber aufgrund der Tatsache, dass es eine Vorpremiere war, durchaus nachvollziehbar. Weniger gerechtfertigt fand ich den Grund für die zweite Schlange, die sich bahnte. Um den Kinosaal betreten zu dürfen wurden alle auf metallische Gegenstände (Kamera, Mikrofon ...) geprüft und abgetastet - eine Prozedur, die sich ewig hinzog. Als der Film dadurch 20 Minuten nach geplantem Beginn nun endlich starten konnte, begaben sich 4 Securities in den Saal und überwachten während des ganzen Filmes den Raum mit Restlichtverstärkern (ugs. Nachtsichtgeräten) - da hat mein Verständnis dann entgültig aufgehört.

Ziemlich genervt versuchte ich nun meine Konzentration auf "Harry Potter und der Orden des Phönix" zu lenken, ohne mich durchgehend beobachtet zu fühlen. Ich muss gestehen, dass ich bisher nur die Verfilmung des 1. und 2. Buches der berühmten Autorin Joanne Kathleen Rowling, die sich mit der Geschichte um Harry Potter und die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei ein beeindruckendes Imperium aufgebaut hat, gesehen habe, und freute mich dennoch auf einen spannenden 5. Teil.
Der Inhalt wich diesmal leider erheblich vom Buch ab und besann sich nur auf wenige Kernstücke der Erzählung. Diese beginnt mit den ungeliebten Sommerferien bei den Dudleys, welche sich dem Ende entgegen neigen, als Harry vollkommen unerwartet von zwei Dementoren angegriffen wird. Obwohl er sich und seinen verhassten Cousin Dudley gerade noch mit einem Patronus-Zauber retten kann, wird vom Zauberei-Ministerium ein Verfahren gegen Harry wegen der "ungenehmigten Nutzung von Magie durch einen Minderjährigen unter Anwesenheit eines Muggels" eingeleitet. Durch Hilfe des Schulleiters von Hoghwarts, Albus Dumbledore, entgeht Harry einer Verurteilung und dem damit verbundenen Schulverweis und findet Unterschlupf beim "Orden des Phönix", einer von Dumbledore ins Leben gerufenen Widerstandsgruppe, welcher auch Sirius Black angehört.

Das Zauberei-Ministerium schleust Dolores Umbridge als Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste in die Schule ein, um Dumbledore und Potter besser kontrollieren zu können, da Cornelius Fudge (Leiter des Ministeriums) die Auferstehung Voldemorts nicht wahr haben möchte, und die Verbreitung dieser "Lüge" verhindern will. Doloris Umbridge wird schon bald Großinquisitorin von Hoghwarts und reißt die Macht über die Zauberschule an sich.
Sie beschränkt den Lehrplan auf Theorie, entlässt Lehrer, bevormundet Dumbledore und lässt nichts unkontrolliert. Um sich dennoch auf den anstehenden Krieg gegen "du-weißt-schon-wen" vorzubereiten, gründen Harry, Hermine und Ron den Geheimbund "Dumbledores Armee", in der Harry seine Freunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichtet. Hiermit nimmt Potter den Zauberstab also selbst in die Hand und es folgen spannende Vorbereitungen auf das Zusammentreffen mit dem schwarzen Lord...

"Harry Potter und der Orden des Phönix" wird gemein hin als bisher schwächster Teil der Potter-Romanreihe angesehen, da er mit seinen über 1000 Seiten und den schaurigen Inhalten die Grenzen eines Kinderbuches überschreitet. Dennoch wurde Michael Goldenberg mit der Aufgabe, den Roman auf ein vernünftiges Drehbuch zu reduzieren und das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, betraut. Ich muss leider sagen, dass ihm dies nicht sonderlich gut gelang, da der Film nur die wichtigsten Geschehnisse "abarbeitet", viele Erklärungen fehlen lässt und dabei keinerlei Rücksicht auf Potter-unkundige Zuschauer nimmt.
Jedoch will ich auch erwähnen, dass Regisseur David Yates, der bisher vor allem im TV-Bereich aktiv war und dieses mittelmäßige Drehbuch zur Vorlage hatte, wirklich überzeugende Arbeit geleistet hat. Obwohl er eine persönliche Note vermissen lässt, sind die Schauwerte gewohnt großartig und die Kulissen mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Sets wirken stimmig und bedrohlich, die Specialeffects überzeugen in den meisten Fällen und auch die Atmosphäre und das Tempo fügen sich gut in das Gesamtbild ein. Ich denke, dass der neue Potterfilm insgesamt sehr düster gehalten ist und nicht ganz an die ersten 4 Verfilmungen herankommt. Jedoch gelang es ausgesprochen gut, Humor mit Ernsthaftigkeit zu mischen und eine spannende Geschichte über den Kampf zwischen Gut und Böse zu zeigen.