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Man hört und sieht ja vieles

Man hört und sieht ja vieles über den „American Way of Life“, aber die wenigsten von uns haben die Gelegenheit, ihn wirklich auch einmal Hautnah zu erleben. Ich habe es im August 2007 gewagt und mich auf den Weg zum Land der Unbegrenzten Möglichkeiten gemacht, um dort ein Schuljahr zu verbringen. Und es heißt zwar, andere Länder, andere Sitten, und man mag mich auch einen ziemlich toleranten Menschen schimpfen, aber trotzdem: Es ist wider Erwarten anders als Deutschland. Das fängt schon bei der ungewöhnlichen Form der Zeitrechnung an und geht bis zum in sich völlig unschlüssigen Imperialen Maßeinheiten-System. Nun bedurften besonders die ersten Tage in dieser neuen Umgebung einer gewissen Umstellung und darum möchte ich euch von meiner Ankunft bis zu meinem ersten Schultag an meinen Erfahrungen mit Unpünktlichkeit, Ungenießbarkeit und Unzüchtigkeit teilhaben lassen. Alles beginnt in der Boeing 747 auf dem Flug nach Newark, NJ, United States of Amerika:

„…nur fliegen ist schöner. Klar; wenn man davon ausgeht, dass man durch den Atlantik schwimmen muss. Ansonsten würde ich jedem Flugzeug ein schönes Boot – Schiff – vorziehen. Aber eigentlich sollte ich mich ja glücklich schätzen, da mir mein Sitzplatz am Notausgang und den Toiletten die Nötige Beinfreiheit verschafft hat. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich die 7 Stunden Flug über den Atlantik eingeengt hätte verbringen müssen...

Wenn man mich jetzt fragen würde, womit ich denn die Zeit verbracht habe, außer essen und trinken, kann ich nur antworten, dass ich dasselbe gemacht habe was ich auf dem gesamten Flug von Berlin über Frankfurt nach Newark, NJ gemacht habe: mich langweilen. Personen, die mich kennen, sollten wissen, dass eine solche Situation einem Ausnahmezustand gleichkommt, und man als mein Sitznachbar nur 2 Optionen hat:

Option A: Man stopft sich die Ohren zu oder
Option B: Man rennt schreiend davon.

Mein Opfer, ein 16 Jahre altes Mädchen, welches mit derselben Austauschsorganisation reiste, entschied sich, aller Naturgewalten zum trotz, für Option C, kurz: Sie redete mit mir. Zum Resultat muss ich wohl nicht viel erwähnen, abgesehen von den glühenden Ohren und der Kenntnis einer abgewandelten Kurzform meiner Lebensgeschichte, welche sie von mir in den über 7 Stunden erhielt, stoppte sie nach dem Flug jeglichen Kontakt zu mir und sprach ausschließlich schlecht über mich.

Nachdem unser Flugzeug wider Erwarten doch gelandet war (ich hatte schon jegliche Hoffnung daran verloren), stieg ich gegen 6.30pm aus dem Flugzeug, welches in etwa ziemlich genau 0.30 in Mitteleuropäischer Zeit entspricht. Ich machte mir nicht allzu große Hoffnungen schnell aus dem Flughafen raus zukommen, man kennt ja Europäische Flughäfen und ich erwartete nicht, dass Amerikanische bedeutend schneller sind, besonderst wegen der schönen, so genannten „Immigration“, von der man ja aus diversen Hollywood-Streifen genug gesehen hat. Das schlimmste an eben dieser Ausweis- und Einreisepapierkontrolle ist, abgesehen von den nur geringfügig langen Wartezeiten, dass diese „Immigration“ genauso (ich betone genauso) ist wie im Film: Eine riesige Halle mit einer Reihe von Häuschen – Schaltern – an der die Einreisenden, ob Amerikaner oder nicht, Schlange stehen. Und die Fragensteller (wie auch immer der Fachbegriff für jene Beamten sein soll) stellen auch ziemlich genau dieselben Fragen wie in Film und Fernsehen: Name und Grund des Aufenthalts (Privat oder Geschäftlich?).
Nach der Ausweiskontrolle ging es dann zur Gepäckausgabe und schließlich zum Zoll und dann konnten wir, nur eine ganze Stunde nach Ankunft in Amerika, endlich den Flughafen verlassen, um: Zu Warten.

Langsam fühlte ich mich echt wie in einer schlecht gedrehten Komödie, denn zwar stand dort am Ausgang auch ein Bus, und jener Bus war auch für uns. Doch gestaltet es sich etwas schwierig 150 Schüler und Studenten mit Gepäck für ein Jahr in einen einzigen Bus zu quetschen. Die anderen beiden Busse, ja eigentlich sollten 3 kommen, hatten sich anscheinend auf den Hinweg verabschiedet, wohin kann ich leider nicht sagen. Das hatte zur Folge, dass eben jener Bus 3-mal gefahren ist und ich hatte natürlich das Glück gleich mit der 3. Tour des Busses fahren zu können. Aber macht ja nichts, denn man kann ja auch Spaß in der Hitze haben, selbst wenn man niemanden zum reden hat und der iPod schon seit den letzen 2 Stunden im Flugzeug keinen Strom mehr hat – langsam fühlte ich mich eher wie in einem Horrorfilm als wie in einer Komödie.

Abgesehen davon habe ich dann auch augenblicklich nach der Ankunft im Hotel gelernt, dass man Klimaanlagen sehr wohl auch zu kalt einstellen kann, denn eben jene Klimaanlage sorgte nicht für ein angenehmes Klima, sondern eher für Tiefkühl-Austauschschüler. Dessen ungeachtet mussten wir Austauschschüler erstmal eine Reihe von – ich nenn’ es mal – Prozeduren über uns ergehen lassen: Unter anderem wurden unsere Pässe und Flugtickets eingesammelt und das mit Abstand schlimmste Foto von mir aufgenommen. Danach konnte ich mit 2 anderen Jungen unser Zimmer im 10. Stock beziehen; meine Mitbewohner schliefen in Federbetten, ich gab mich mit einem Klappbett zufrieden. Aber bevor ich schlafen ging, ließ ich es mir nicht nehmen noch kurz schwimmen zu gehen, denn: das Wasser war definitiv wärmer als die Umgebungstemperatur im Hotel!

Essen ist Geschmackssache. Aber geschmeckt hat es nicht. Zumindest nicht hier im Hotel. Und es wäre ohnehin übertrieben, diese Ansammlung an ungenießbaren Substanzen Essen zu nennen. Das Rührei zum Beispiel war zwar angenehm neon-gelb und bestand zudem scheinbar nicht aus Ei und der fade Geschmack konnte zum Glück nicht von diversen Gewürzen übertüncht werden. Analog verhielt es sich mit so gut wie allem Anderen, einzig der Orangensaft hat geschmeckt, was wahrscheinlich daran lag, dass er nicht von der hauseigenen Kantine hergestellt, sondern schon fertig eingekauft wurde, aber vielleicht hat man sich auch einfach nur noch etwas Genießbares an den Essenstisch gewünscht.

Nach der – leider notwendigen – Nahrungsaufnahme (ich empfinde irgendwie Abneigung das Frühstück zu nennen), trafen sich alle in einem großen Raum zum ersten Seminar. Hier wurden wir erstmal welcome>n-geheißen und wir wurden ein wenig auf das was kommt eingestimmt. Außerdem wurde uns erklärt, was wir noch alles an administrativen Aufgaben vor uns hatten, und uns wurde das unzüchtige „Sex-Video“ gezeigt. Was auch immer man jetzt denken mag, man dachte definitiv nicht das Richtige. Bei dem Sex-Video handelt es sich um ein Aufklärungsvideo um die Amerikanischen Sexualgesetze, sprich: mit wem darf ich schlafen und mit wem nicht. Warum sie nicht einfach gesagt haben, Sex ist tabu (das war die Hauptaussage des Films), wie sie es auch mit Drogen, Alkohol und Zigaretten gemacht haben, bleibt ein wohl undurchschaubares Rätsel, denn für diese Themen gab es keine Videos.
Nach diesem Höhepunkt des Vormittages spaltete sich die große Gruppe in ihre Atome auf, und wir umschwirrten in Gruppen zu 10-15 Elektronen unseren jeweiligen Gruppenleiter. Dieser erklärte uns dann noch einige andere mehr oder weniger uninteressante Sachen und ließ uns einen Brief an uns selbst schreiben, um unsere schizophrenen Charaktereigenschaften zu fördern – jener Brief wurde uns dann nach Fusion mit unserem Familienatom zugeschickt. (Für alle die dann doch kein Chemie können: nach dem Austauschjahr).

Nachdem wir von unserer Chemie-Gruppe entlassen wurden, ging es nach New York City. Oder besser: sollte es nach New York City gehen. Wir durften uns wieder auf die Unpünktlichkeit der Busse verlassen und hatten somit die Ehre auf jene zu warten, aber das ist wie mit normalen öffentlichen Verkehrsmitteln: mit der Zeit rechnet man die Verspätung einfach schon mit ein. Zum glück lies Bus nicht lange auf sich warten und überraschenderweise waren es diesmal auch 4 Busse, mit denen wir unsere Reise nach NYC antraten. Die Fahrtzeit von einer Stunde nach Manhattan überbrückte ich mit Musikhören (mein iPod durfte über Nacht Strom essen).
Auf dieser Insel angekommen, fing unser Tourguide Freitag an zu reden. Ob der wirklich Freitag hieß wage ich zu bezweifeln, doch aufgrund des Mikrofons, was entweder zu leise oder ganz kaputt war, konnte ich seinen Namen, sowie auch den Rest seiner Sightseeing-Tour nur stückweise bis gar nicht verstehen. Dass das zum Teil auch an seinem Dialekt und meinem noch nicht ganz so perfekten Verständnis für die Englische Sprache gelegen haben könnte, lassen wir mal außen vor. Auch andere Aspekte der Rundfahrt durch Manhattan könnte man bemängeln, so zum Beispiel war es nicht möglich gescheite Bilder zu schießen, nicht weil verboten, sondern weil der berühmt-berüchtigte New York Traffic nicht umsonst berühmt-berüchtigt ist: man stand 20 min auf ein und der selben Stelle und legte dann im nächsten Moment 50 km in 2 min zurück.

Nach einer Unendlichkeit von zurückgelegten Kilometern (oder sollte ich landesgemäß sagen: Meilen?), hielten wir an einem Pier an und stiegen, nach einem 20ig-minütigen Aufenthalt in der 40°C warmen Sonne, auf das minder-kühlere Schiff um, um – nein nicht zur, sondern – vorbei an der Freiheitsstatur zu fahren. Meines Erachtens auch ein sehr unglückliches Unterfangen, besonders, da man aufgrund des Motorenlärms den Tourguide nicht verstehen konnte, man sich die bei 40°C Schattentemperatur offenbar zur Abkühlung gedachten Getränke nur mit einem Mindesteinkommen von mehr als $ 1 Million erstehen konnte und man für diesen Ausflug allgemein 3 Stunden gebraucht hat. Wieder in den Bussen wurden wir zum Rockefeller-Center gefahren und uns somit die Gelegenheit zu geben in den Freitod zu stürzen, um uns von unseren Schicksal ein Jahr in Amerika zu bleiben, erlösen zu können. Und trotz dieser morbiden Absichten, muss ich eingestehen, dass wir für das Lange warten auf den Fahrstuhl und das Presswurst-Feeling im Fahrstuhl, doch ausreichend mit einem genialen Blick über ganz Manhattan belohnt wurden.

Nach unserem potenziellen Selbstmord-Trip (wir haben keinen verloren, alle waren noch rechtzeitig zu der Einsicht gelangt, dass Selbstmord keine Lösung ist, und sie das Jahr doch lieber über sich ergehen lassen wollen) liefen wir zu – ich nenne es doch mal – einem Restaurant mit dem Namen „Mars 2112“. Ich empfehle dieses Restaurant liebend gerne weiter, besonders an alle Trekkies und Computerfreaks ohne Freunde unter uns, denn jenes Szene-Lokal befand sich unter der Erde – in einer künstlichen Marshöhle. Selbst die Kellner liefen im Alien-Kostüm rum. Allerdings sollten Gourmets sich von dem Restaurant fernhalten, denn gutes Essen werden sie dort auch nach allzu gutem Suchen nicht finden; der Salat, der sich freuen durfte von mir aus den Fängen der Essens-Schänder gerettet zu werden, hat – nicht geschmeckt wäre untertrieben – höchstens als BioDiesel-Rohstoff noch etwas getaugt.

Ich habe ja um 7 Uhr morgens nichts Besseres zu tun als auf einen Bus zu warten, schlafen kann ja jeder. Aber trotzdem finde ich, dass man die 1 ½ Stunden, die wir auf einen Bus gewartet hatten, weitaus besser hätte verbringen können, jedoch blieb uns keine andere Möglichkeit, schließlich wollten (wollten wir?) wir ja alle in den berühmten 6 Flags – Freizeitpark in NJ.
Warten ist eine Sache, Bus fahren eine ganz andere. Ich habe ja an sich nichts gegen Busfahren, aber man sollte sich schon irgendwie beschäftigen können. Mein iPod hat aufgrund des langen Wartens schon aufgegeben und unterhalten ging dieses mal auch nicht, die neben mir sitzende Person hatte sich für Option A entschieden und las – irgendwie übersteht man es dann doch.
Als einzige Abwechslung bot sich unser Zwischenstopp, der uns in ein verschlafenes 3 Seelen Dorf brachte. Vielleicht waren es auch 4 Seelen, nichts Genaues weis man nicht, aber auf jeden Fall bereiteten sie uns ein kleines Mahl. Ich muss dazusagen ich mag Pancakes. Und ich brauch wirklich kein gutes selbstgemachtes Essen. Aber der Pancake war original von BASF. – Hat aber trotzdem gut geschmeckt, komischerweise.

Es war ein großer Park. Sehr groß. Und er hat den größten der Welt. Und schnellsten. Und hatte auch sonst noch einiges zu bieten. Da wir natürlich alle mal mit den größten und schnellsten der Welt auf Fahrt gehen wollen, habe ich mich auch ziemlich sofort in die Schlange gestellt. Es war eine lange Schlange. Nach der geringfügigen Wartezeit von 2 Stunden stand ich dann endlich vor der Kingda Ka, der größten, schnellsten und grünsten Achterbahn der Welt! Mit Mitfahren war allerdings nichts, denn auf Grund einer einmal in 10 Jahren auftretenden Schlechtwetterfront wurde die Achterbahn geschlossen. Wie so alles Andere in diesem Park.

Aufgrund genauerer Angaben, wann es denn weiter gehen solle, entschied ich mich kurzerhand dafür etwas Ess- und Trinkbares zu suchen, was sich in der Sahara ja schwierig gestaltet. Da ich mich nur so fühlte, als ob ich in der Sahara war (es waren aufgrund der Schlechtwetterfront nur 120°F in dem Park), fand ich ziemlich schnell etwas – Verzehrbares. Ich hätte ja echt nicht geglaubt, schlechteres Essen als im Hotel zu bekommen, aber so langsam verlor ich echt jede Hoffnung auf gutes, bezahlbares Essen in Amerika. Aber man hat ja Hunger.

Nach diesem zwanghaften Verzehr von unangebrachten Chemikalien – kurz Essen – ging ich wieder zum Größten und Schnellsten zurück; mittlerweile lief sie wieder. Ich stellte mich an, kam irgendwann dran und … es war genial. Mehr kann man dazu nicht sagen, einfach genial. Man kann auch sagen, kein Wunder, wurde von Deutschen und Schweizern erbaut… aber das ist eine andere Geschichte.
Außer in der Kingda Ka war ich noch in diversen Holzachterbahnen und in einer Stahlachterbahn mit dem Namen Superman. So Super war die nicht, mal abgesehen davon, dass man in dieser Achterbahn liegt.

Irgendwie übersteht man dann auch selbst den heißesten Tag ohne größere – äußere – Schäden (innen ist ja nichts mehr zu retten) und gegen 7 Uhr fuhren wir dann zurück. Nicht, dass wir dann so tot wie wir waren, gleich schlafen hätten gehen können, wir mussten natürlich noch an einem Abschlussseminar partizipieren. Also ließen wir uns noch 1 ½ Stunden belehren und bekamen unsere Pässe und Tickets wieder.

Aufgrund der gestaffelten Abflugszeiten zwischen 2 Uhr morgens und 12 Uhr Mittags, blieb mein Schlaf dann doch etwas zurück und bekam nur 4 Stunden, zum Glück ausreichend, bevor ich dann morgens um 8 Uhr in den Bus gestiegen bin, der mich zum Flughafen bringen sollte um endlich die letzte Etappe meiner Reise antreten konnte: Der Flug nach Indianapolis.

01/14/08 by laerador

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